Alles so schön bunt hier – Mit der Klassikerbrigade auf der BFS2014

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Wenn es um den alltäglichen Einsatz klassischer Rennräder im Straßenverkehr geht, hat Berlin zumindest in Deutschland die Nase ganz weit vorn. Die dortige Kurierszene hat vor vielen Jahren als eine der ersten in Europa den Style der New Yorker Großstadthelden kopiert, Bahnräder und gefixte alte Renner halfen beim Sprint über Ku’damm und Potsdamer Platz, ein improvisiert-zweckmäßiger Klamottenmix aus alten Radutensilien, Hardcore-Style und HipHop-Culture war Kontrastprogramm zum Standard-Goretex-Einheitslook der „ernsthaften“ Radfahrer. Mittlerweile hat sich viel getan, auch in Oer-Erkenschwick bemerkt man, dass die Jacke mit dem Pfotenabdruck kein Ausdruck modischer Individualität ist. In Berlin rollt mittlerweile gefühlt jede(r) Vierte auf schnellen schmalen Reifen durch die Stadt, da wundert es kaum, dass sich die Berliner Fahrradschau, von Anfang an eng mit der Kurierszene verbunden, zum ultimativen Treffpunkt für alle Freundinnen und Freunde unkonventioneller Fahrradfreuden entwickelt hat.

Zum Einstand dieses Artikels haben wir mal kurz unseren Bericht zur BFS aus dem letzten Jahr überflogen, eigentlich hätten wir nur ein paar Namen austauschen müssen und ihn dann fast genau so wieder online stellen können. Unsere Begeisterung für die Messe ist in diesem Jahr sogar noch ein bisschen größer geworden, vielleicht weil wir uns immer mehr für alle Bereiche des Radfahrens interessieren, vielleicht aber auch, weil die Erweiterung der Messe um den Bereich „Ambition“, in dem man alles Gute und Feine für Freunde sportlicher Fortbewegung zusammenfasste, gerade für uns wie die Kette aufs Blatt passte.

Während im letzten Jahr noch ein Wettbewerb zwischen einzelnen Rahmenbauern ausgetragen wurde, in dem Messebesucher ihr Lieblingsrad wählen konnten, gab es dieses Jahr beeindruckende Räder allerorten zu bewundern. Unsere knackig-kurze Zusammenfassung der technischen Entwicklung: weniger ist mehr. Modelle und Einsatzgebiete werden zwar immer vielfältiger, ein Trend zur Reduzierung der Räder ist jedoch auch kaum zu übersehen. Nicht jedes Rad muss komplett gefedert werden, selbst beim MTB ist die starre Gabel wieder voll im Kommen. Fatbikes für wirklich hartes Terrain schlucken mit ihren Monsterreifen allergröbste Unebenheiten, auf Stoßdämpfer kann da gerne verzichtet werden. Und was die Entwicklung der Farbgestaltung angeht: HiVisNeon ist das neue Schwarz, bunt ist “beautiful”.

Wir sind ja hauptsächlich wegen der schlanken, grazilen Renner an die Spree gereist, als Freunde des klassisch-minimalistischen Diamantrahmens konnten wir uns in der tollen Messehalle am Gleisdreieck wahrlich nicht beklagen. Neben den unterschiedlichsten Singlespeedstern und modernen Schaltrennern dürfte der zahlreich vertretene Cyclecrosser, Neuinterpretation des guten alten Querfeldeinrads, erwartungsgemäß einer der Durchstarter dieses Jahres werden. Wären wir unseren permanent zuckenden „Haben-Wollen“-Reflexen erlegen, hätten wir uns gnadenlos ruiniert. Allerdings mit Stil und Würde und vielen zweirädrigen Schönheiten.

Nicht nur die sportliche Fraktion fühlt sich auf der BFS pudelwohl, die anderen Messebereiche deckten nahezu das gesamte Spektrum der modernen Radwelt ab:

Urban Lifestyle – Sinnvolle und überflüssige Accessoires fürs Rad, manches gut durchdacht, anderes komplett an allen Märkten vorbei. Aber fast immer unterhaltsam.

Handmade – Auch hier gabs Kuriositäten und wirklich tolle Dinge zu bewundern. Leider hat nicht alles, was mit der Hand fürs Rad gemacht wird, auch Hand und Fuß.

Velo Couture – Die Mode rund ums Rad, aufm Rad und am Rad. Knallbunt und gedeckte Erdtöne. Mal mehr, mal weniger geschmackvoll kombiniert.

eMobility – Für die FreundInnen der elektronischen Unterstützung, auf dieser Messe nicht “Motor der Branche”, sondern nur Randnotiz.

Fixed Days – Großer Sport und kleine Lenker, FahrerInnen und Räder gerne üppig bedruckt. Beeindruckend, was es alles zu sehen gab. Akrobatik von Leuten, die so aussehen, als sollten Eltern ihre Kinder vor denen warnen. Wer hier zuguckt, hängt später nicht auf der Straße rum, sondern macht was Kreatives. Blaue Flecken garantiert.

Selbst bedingungslose Vertreter des Unterrohrschalthebels kamen in Berlin auf ihre Kosten, eine feine Auswahl klassischer Renner einiger Berliner Sammler konnte im Ruhebereich der Messe hängend bewundert werden.

Spannend war auch das kurze Zusammentreffen der RadBloggergemeinde im Rahmen der BFS. Ein gemeinsamer Kaffee mit den KollegInnen der schreibenden Zunft machte Spaß, wir hoffen, dass wir demnächst auch mal gemeinsam auf dem Rad unterwegs sind, das würde sich schließlich anbieten. Wir freuen uns in dem Zusammenhang auch über Gastbeiträge bloggender MitfahrerInnen, dies könnte einen sehr interessanten Blick auf unsere Veranstaltungen ermöglichen.

Wenn es unsere Zeit zulässt, werden wir demnächst noch einige Firmen und Ideen vorstellen, die uns beeindruckt haben. Um einfach mal Namedropping mit ein paar Links zu machen:

* Ahrberg * De Marchi * Suicycle * Velogical* Urbix * 8Bar * VPace * Steel Vintage Bikes * Pedaled * TrippleTwo *  Standert * Ritte * Studio Brisant * VanDeyk * Veloheld * Pret-A-Velo * Fahrer Berlin *

Im nächsten Jahr wird die Fahrradschau im Mai/Juni Teil einer neuen Berliner Fahrradwoche sein. Wir freuen uns bereits jetzt darauf, wieder an die Spree zu reisen. Und wenn wir etwas mehr Zeit haben, bringen wir auch Räder mit. Spätestens dann steht einer gemeinsamen Ausfahrt nichts mehr im Wege.

Voller Vorfreude

Eure Klassikerbrigade

Photos: Kerstin Kortekamp

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Sören

    Danke für euren Besuch Jungs! Let’s keep in touch 😉

    1. cwien

      Yessss. Danke für’s Feierabendbier & den netten Plausch.

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